Geschichtswerkstatt Hölzenhausen
Nassauischer Löwe

 

Sozial-ökonomische Berichte aus dem Amt Marienberg 1809

Hölzenhausen

Transkribiertes Dokument (17 Seiten)

Bei dem ungeschminkten und insgesamt erschütternden Bericht aus Hölzenhausen fallen neben der bitteren Armut, die vorwiegend auf den andauernden Krieg zurückgeführt wird, die drastischen Unterschiede zu Langenhahn und Bellingen auf. Das hatte zum einen mit der Zugehörigkeit zu einem anderen Kirchspiel zu tun, nämlich zu Höhn. Jedes Kirchspiel hatte eine eigene Kultur. Neben der kirchlichen Organisation war auch die weltliche Verwaltung auf diese Gebietskörperschaft bezogen. So gab es den Kirchspiel-Schultheißen, das Synodalgericht (niedere Gerichtsbarkeit) usw. Man traf sich im Kirchspiel bei den verschiedensten Gelegenheiten und heiratete auch häufig im selben Kirchspiel. So sind Vermählungen zwischen Menschen aus Hölzenhausen sowie Püschen und Hinterkirchen keine Seltenheit. Auch die sozial-ökonomischen Berichte weisen von der Struktur und den Formulierungen her kirchspielspezifische Unterschiede auf.

Sehr deutlich sind in unserem Fall die geographischen Unterschiede, denn Hölzenhausen gehört bereits zum Naturraum “Hoher Westerwald”. Hier waren aufgrund der klimatischen Bedingungen, die in der vor 200 Jahren herrschenden Kleinen Eiszeit ohnehin viel härter waren, die Voraussetzungen für die Landwirtschaft so viel anders als in den südlich gelegenen Nachbargemeinden, dass man meinen könnte, es war eine andere Welt.

Die Erträge waren nochmals deutlich geringer als in den Nachbarorten des Kirchspiel Rotenhain, ja geradezu dramatisch schlecht, die Fruchtfolge war anders, man nutzte ein anderes Getreidemaß (Hachenburger statt wie in Langenhahn das Hadamarer Maß) und baute auch andere, resistentere Varietäten der Hauptsorten Hafer und Gerste an. Roggen (“Korn”) wurde im Gegensatz zu Langenhahn, wo es gleichberechtigt mit Hafer und Gerste gedieh, hier gar nicht angebaut.

Alle diese Unterschiede bewirkten, dass die Einwohner von Hölzenhausen eine andere Mentalität hatten als die Langenhahner, was man bis heute merkt. So wurde auch die 1969 erfolgte Eingemeindung nach Langenhahn von der Bevölkerung weitgehend abgelehnt.

Weitere Informationen zur Geographie und Landwirtschaft unter Langenhahn.


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Abbildung:
Statistisch-ökonomische Nachrichten vom Amt Marienberg. 1809.
Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden. HHStAW 370, 141.

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Hochgeladen am 22. August 2023.