Geschichtswerkstatt Hölzenhausen
Nassauischer Löwe

 

Transkription und Veröffentlichung der Schulchroniken der Verbandsgemeinde Westerburg durch Amalie Wittmann

Die frühere Langenhahner Lehrerin Amalie Wittmann (allgemein als “Fräulein Wittmann” bekannt) veröffentlichte in den Jahren 1992 und 2000 zwei Bände unter dem Titel “Aus der Schule geplaudert”. Sie enthalten umfangreiche Auszüge aus 31 (!) Schulchroniken von Dörfern der Verbandsgemeinde Westerburg. Der Gesamtumfang der beiden antiquarisch noch erhältlichen Bücher beträgt 540 Seiten.

In den wenigen Jahrzehnten seit dem Erscheinen sind die Bände schon wieder weitgehend in Vergessenheit geraten. Das ist bedauerlich, da sie wichtige Informationen nicht nur über die eigentlichen Schulstandorte, sondern auch über die Geschichte aller anderen in den Schulbezirken liegenden Dörfer enthält, wie Angaben über die Gemeindeverwaltung, besondere Vorkommnisse wie zum Beispiel auch aufsehenerregende Kriminalfälle (siehe etwa bei der Schulchronik Langenhahn) oder Wetterereignisse.

Die von Frau Wittmann vollbrachte Leistung ist kaum zu überschätzen. Auch wenn sie die alte deutsche Handschrift wohl noch einigermaßen beherrschte, hat sie sich für die publizierten Auszüge mit großer Mühe und Energie durch mehrere tausend Seiten der originalen Dokumente gearbeitet, die auch erst einmal aufgefunden werden mussten.

Aufgrund des großen Umfangs der Chroniken konnte in der Edition der Verbandsgemeinde Westerburg nur auszugsweise veröffentlicht werden. Die weggelassenen Abschnitte hat die pensionierte Lehrerin häufig zusammengefasst. Außerdem sichtete sie umfangreiches Fotomaterial, das teilweise in die Bände aufgenommen wurde. Angaben über Wetterereignisse und Informationen aus dem Gemeindeleben hat sie am Schluss der beiden Bände nochmals eigens herausgestellt.

Sicher hat Frau Wittmann bei ihrer Auswahl der Texte subjektive Entscheidungen getroffen, die man in einigen Fällen auch anders hätte vornehmen können. Insgesamt wirkt die “Auslese” aber in sich stimmig und gut zu lesen. Lediglich die Revolutionsereignisse von 1848 sind in der Edition nur spärlich vorhanden. Offenbar bereitete eine Revolution der Untertanen der für ihre große Strenge gefürchteten Lehrerin einiges Unbehagen.

Ebenso lässt sie die NS-Zeit weitgehend aus. Mit Gründen.

Ansonsten kommentiert und wertet Frau Wittmann nur punktuell, überlässt dem Leser also selbst sein Urteil.

Insgesamt stellen die Bände eine bravourös bewältigte editorische Mammut-Leistung dar, womit Amalie Wittmann sich ein bleibendes Denkmal gesetzt hat. Für ihre Arbeit bin auch ich ihr zu großem Dank verpflichtet. Ich habe “Fräulein Wittmann” nie persönlich kennengelernt, aber sie hat mir den Zutritt zu dem Material ungemein erleichtert.

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Amalie Wittmann bei ihrer Dienstverabschiedung durch Regierungsschuldirektor Karl Greiff (dem ehemaligen Direktor der Realschule Westerburg). Foto aus dem oben genannten Band.

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Hochgeladen am 31. Dezember 2022. Zuletzt aktualisiert am 12. August 2023.